Clubferien Südfrankreich 2017
Clubferien 2017
Kurven ohne Ende in den französischen Seealpen
„Mit dem Motorrad über die höchsten Pässe Europas und auf den schönsten Routen der Seealpen bis nach Nizza und Monte Carlo“, so lautete das Motto der Clubferien 2017 des VMC Linthal. Alex Hager führte uns dieses Jahr in die Seealpen, einer Gebirgsgruppe in den südlichen Westalpen, deren Ausläufer bis ans Mittelmeer reichen. Hier wechselt hochalpines Gelände innerhalb weniger Kilometern mit engen Schluchten und weiten, fruchtbaren Tälern.
Elf erwartungsfrohe VMCler trafen sich in Näfels um an den diesjährigen Clubferien teilzunehmen. Bei angenehmen Bedingungen nahmen wir die Autobahn, um möglichst schnell nach Martigny zu kommen. Über den grossen und kleinen St. Bernhard erreichten wir Frankreich und steuerten hier auf den Col d’Iseran zu, dem ungekrönten König aller Alpenpässe. Er ist mit 2770 Metern der höchste aller Alpenpässe. Mit atemberaubenden Ausblicken auf das Isère-Tal geht es in anspruchsvollen Kehren hinauf zur Passhöhe. Temperaturen um den Gefrierpunkt und ganz leichte Niederschläge erschwerten unsere Auffahrt zusätzlich. Trotzdem liessen wir es uns nicht nehmen, bei minus einem Grad vor dem Passschild ein Gruppenfoto zu machen. In Lanslevillard erreichten wir unser erstes Tagesziel.
Nach einem Regenschauer in der Nacht erwartete uns der neue Morgen mit herrlichen Stimmungen im Tal der Arc. Wir starteten unsere Motoren und bezwangen direkt den Col du Mont Cenis, fuhren auf einem natürlichen Hochplateau der Passhöhe entgegen und dem idyllischen Stausee entlang, und kamen bald in Susa an. Weiter führte unsere Reise, am mächtigen Fort d’Exilles vorbei, zum Col de Montgenèvre und nach Briançon, der hinter Davos zweithöchst gelegenen Stadt der Alpen. Sie wird geprägt von einem imposanten Verteidigungssystem mit einer Zitadelle und mehreren kleinen Festungen. In einem kleinen Café an der Strasse genossen wir diese eindrückliche Umgebung und das herrliche Wetter bevor es zum Col d’Izoard weiterging. Die Strasse steigt zuerst nur gemächlich an, in dicht bewaldeten Berghängen verstecken sich die ersten Kurven und Kehren bevor der eigentliche Schräglagentanz beginnt. Auf der Südseite des Passes liegt die imposante Casse Déserte, die zerbrochene Wüste, eine steintrockene Gipfelregion voller Felsnadeln und Schutthänge. Weiter ging es über den Col de Vars zum Col de la Bonette. Auf den Wegweisern zum Bonette steht „la Route plus haut de l’europe“, sie weisen darauf hin, dass die Strasse bis auf 2802 Meter führt und somit der höchste Punkt ist, der in den Alpen auf asphaltierter Strasse zu befahren ist. Die eigentliche Passhöhe liegt jedoch auf 2715 Metern, dort biegt ein Rundkurs zum Aussichtspunkt Cime de la Bonette auf eben diese 2802 Meter ab. Auch wir nahem diese Panoramaauffahrt unter die Räder und genossen eine grandiose Sicht auf die umliegenden Berge. Von da an ging es nur noch bergab und bald darauf erreichten wir, das rund 15Kilometer nördlich von Nizza gelegene, Castagniers wo wir im Hotel Servotel eine tolle Basis für die nächsten Tage hatten.
Am Montag wandelten wir auf den Spuren der legendären Rally Monte-Carlo, der Col de Turini war unser Tagesziel. Jedes Jahr führt eine Etappe dieser Winterrally über diesen Pass. Zum Einstieg in den Tag genossen wir einige kleine Strässchen in der hügeligen Umgebung von Nizza, wobei wir die herrliche Aussicht auf die Côte d’Azur reichlich geniessen konnten. Mit dem Col de Braus ging es dann wieder los mit flüssigen rechts-links Schräglagenwechsel und wir kamen zügig, auf zum Teil feuchtem Geläuf, zum Col de Turini. Die dicht bewaldete Passhöhe wäre eigentlich gut mit Einkehrmöglichkeiten bestückt, diese waren aber alle geschlossen oder reserviert. So liess unser Mittagshalt etwas auf sich warten, um danach wieder frisch-fröhlich schwungvoll zurück zum Hotel zu fahren.
Am Dienstag fuhren wir zu den Roten Tälern im Nationalpark Mercantour. Diese zeichnen sich durch eine rötliche Färbung des Schiefergesteins aus, welche gepaart mit einigen grünen Farbtupfern wunderschöne Farbspiele ergibt. Die Strasse in der Gorges du Cians und Daluis windet sich hier entlang der zerklüfteten Felswände und bot uns einen Heidenspass und wir konnten viele tolle Eindrücke sammeln.
Am Mittwoch war Sightseeing angesagt, denn Monte Carlo war unser Ziel. Wir fuhren zuerst nach Nizza, über die, vom Terroranschlag im letzten Jahr bekannte, Promenade des Anglais, um dann auf der Küstenstrasse der Côte d’Azur entlang in den Fürstenstaat Monaco. Dabei boten sich uns immer wieder wunderschöne Anblicke zu den charmanten Dörfern mit ihren malerischen Stränden. Kurz vor Monte Carlo wurde der Verkehr dichter und im Stadtstaat war ein emsiges Treiben. Wir parkierten unsere Maschinen vor der Kirche Sainte Dévote und liessen uns Zeit um all die Eindrücke aufzusaugen. Wir bestaunten im Hafen die imposanten Yachten der Reichen und die Skyline mit all den Hochhäusern die zum Himmel türmen. Wir schlenderten der Startgeraden der Formel Eins entlang und konnten den Siegerpokal vom Klausenrennen 1929 entdecken.
Der Donnerstag war von einem weiteren landschaftlichen Highlight geprägt. Wir besuchten den französischen Grand Canyon, die Gorges du Verdun. Sie liegt in der Provence und ist mit 21 Kilometern Länge und bis zu 700 Metern Tiefe eine der grössten Canyons von Europa. Ein landschaftliches Kleinod, das seinem grossen amerikanischen Namensvetter in nichts nachsteht, ein echter fahrerischer Hochgenuss und grandioser Paukenschlag der Natur. Die Panoramastrasse um die Gorges du Verdun führt in spektakulären Kehren und durch pechschwarze Tunnels um die gewaltige Schlucht, die der Fluss Verdun im Laufe von 6 Millionen Jahren gegraben hat. In kurvenreichem auf und ab folgten wir den Felswänden des Canyons, teilweise spektakulär ausgesetzt ging es immer wieder bis auf Zentimeter an die Abbruchkanten heran, und wir liessen uns auch genug Zeit um lange und tiefe Einblicke in diese gewaltige Schlucht zu geniessen.
Am Freitag hiess es dann Abschied nehmen, einerseits diesem wunderbaren Gebiet der Seealpen, und andererseits von sechs unserer Kollegen, denn diese haben noch eine Woche Ferien auf Korsika angehängt. Wir anderen genossen nochmals die Kehren in der Daluisschlucht, erklommen den Col de la Cayolle um kurz danach zum Lac de Serre-Ponçon zu gelangen, dem flächenmässig grössten Stausee Europas. Wir genossen an seinem Ostufer flüssig zu fahrende Kurven, als plötzlich rechts der Strasse merkwürdige Felsformationen auftauchten. Bei uns sind sie bekannt als Erdpyramiden, in Frankreich heissen diese Les Demoiselles Coiffées. So imposant und gut sichtbar direkt an der Strasse liegen sie jedoch selten. Mit dem Col du Galibier stand dann der letzte der grossen französischen Alpenpässe auf unserem Programm und kurz darauf erreichten wir mit St. Jean de Maurienne unser letztes Etappenziel.
Der Samstag brachte uns schliesslich gut nach Hause. Wir durchfuhren die Olympiaorte Albertville und Chamonix, genossen das imposante Panorama des Mont Blanc, der für einmal keine Wolkenhaube trug, und über den Col de la Forclaz kamen wir wieder in der Schweiz an.
In dieser Woche haben wir rund 2‘600 Kilometer zurückgelegt, welche nur von zwei kleinen Stürzen, bei denen es zum Glück nur kleine Blechschäden gab, und zwei technischen Pannen getrübt wurden.
Wir sassen gut 49 einhalb Stunden im Sattel und haben dabei rund 45‘000 Höhenmeter bezwungen. Wir konnten tolle Bergpanoramen geniessen und herrliche Ausblicke aufs Mittelmeer bewundern in einer Gegend, die wie fürs Töfffahren geschaffen scheint.
Alex Hager